studentisches Brauchtum

studentisches Brauchtum
studẹntisches Brauchtum,
 
Comment [kɔ'mã], Komment [kɔ'mã], Bezeichnung für die von studentischen Verbindungen geübten Formen, Regeln und Sitten gesellschaftlichen Lebens. In Farben tragenden Verbindungen zeigen die Korporierten die Farben (»Couleur«) in einem ähnlich einer Schärpe getragenen Band - meist drei Streifen mit meist silberner oder goldener Einfassung - und in der unterschiedlich geformten Schirmmütze (»Cerevis«). In nichtfarbentragenden Verbindungen tragen die Korporierten weder Mütze noch Band; sie zeigen ihre Farben nur in dem am Gürtel hängenden kurzen Band (»Bierzipfel«). Bei festlichen Anlässen tragen die Chargierten Wichs. Zentrum des gesellschaftlichen Lebens einer Verbindung ist das Verbindungshaus, vielfach zugleich auch Wohnheim für zur Verbindung gehörende Studenten. Festlichste regelmäßige Veranstaltung ist das jährliche Stiftungsfest; in dessen Mittelpunkt steht der Kommers, meist mit Festvortrag einer hoch gestellten Persönlichkeit. Die Leitung obliegt dem Präsiden, der durch das Programm führt, der Versammlung (»Corona«) Unterhaltung gestattet (»Colloquium«), Ruhe fordert (»Silentium«) und eventuelle Verstöße gegen die festgelegten Sitten an der Tafel ahndet, v. a. in der »Fidulität«. Als Bekenntnis zur Verbindung, zur Heimat und ursprünglich auch zum Landesherrn wurde früher häufig der »Landesvater gestochen« (Anfang 1679 nachgewiesen): Es werden unter dem Gesang des Liedes »Alles schweige« die Mützen auf die Schläger der Chargierten gespießt. Beim seit etwa 1830 geübten »Salamander« werden zu Ehren einer Person auf Kommando des Präsiden die Gläser auf dem Tisch »gerieben« (daher: »Salamanderreiben«), ausgetrunken, auf den Tisch getrommelt und schließlich auf einen Schlag niedergesetzt. Die während des Semesters regelmäßig stattfindenden abendlichen »Kneipen« verlaufen ähnlich dem Kommers, oft durch unterhaltsame Beiträge der Teilnehmer aufgelockert. Bei beiden Veranstaltungsarten werden Lieder aus dem Kommersbuch (Studentenlied) gesungen. Im Gegensatz zu früher besteht heute kein »Trinkzwang« (für Bier; »Bierkomment«, auch Bezeichnung für die Trinksitten) mehr. Als weitere Veranstaltungen werden auch Diskussions- und Vortragsabende sowie Wochenendseminare abgehalten. Als Beschlussorgan einer Verbindung tagt regelmäßig der »Konvent« oder die »Versammlung«. In schlagenden Verbindungen wird zur sportlich-erzieherischen Betätigung mit einer blanken Waffe, dem Schläger, gefochten (»gepaukt«, deshalb auch »Paukkomment« als Bezeichnung für die Zweikampfregeln; Mensur). Die früher geübte, seit Ende des Zweiten Weltkriegs von allen Verbänden aber abgelehnte Genugtuung (»Satisfaktion«) mit der blanken Waffe zur Wiederherstellung der verletzten Ehre erklärt sich aus dem Bestreben, Verhaltensweisen des Offizierkorps zu übernehmen. Heute werden auftretende Ehrenhändel nach der Schiedsordnung des »Convents Deutscher Akademikerverbände« (CDA) erledigt. - Die älteste Niederschrift des Komment erfolgte in Jena 1791.
 
 
M. Bauer: Sittengesch. des dt. Studententums (1926, Nachdr. 1991);
 Friedrich Schulze u. P. Symank: Das dt. Studententum von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart (41932, Nachdr. 1991);
 O. Böcher: Kleines Lex. des s. B. (1985);
 P. Krause: »O alte Burschenherrlichkeit« (Neuausg. Graz 51997).

Universal-Lexikon. 2012.

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